Geschichte

Historie des

Billardclub Rothebusch 1941 e.V.

Wer in alten Zeitungsausschnitten recherchiert, erfährt, dass in Oberhausen bereits Anfang des 20. Jhd. Billardturniere stattfanden. Spätestens seit dieser Zeit werden regelmäßig Tabellen veröffentlicht, die auf einen ordnungsgemäßen Spielbetrieb schließen lassen. U.a. fand in Oberhausen im Jahre 1936 die Deutsche Meisterschaft im Cadre, im Jahre 1962 die Weltmeisterschaft im Cadre 71/2 und im Jahre 1991 die Deutsche Meisterschaft in der Disziplin „Artistique“ statt.

Zu den oft nur kurzlebigen Billardvereinen in Oberhausen stieß im Jahre 1941 der neu ins Leben gerufene Billardclub Rothebusch (siehe auch beiliegendes, nachträglich erstelltes Gründungsprotokoll in der Anlage I), der seinen Sitz in der Gaststätte „Lüger“, Koppenburgstraße 50, hatte. Man war satzungsgemäß der Geselligkeit verpflichtet und das eine kleine Brett war, wie zu der Zeit üblich, vom Wirt zur Verfügung gestellt worden. Neben dem Queue gehörten Elfenbeinbälle zum üblichen Spielmaterial. In den ersten 10 Jahren seines Bestehens wurden ausschließlich Freundschaftsspiele gegen angrenzende Vereine in Bottrop und Oberhausen ausgetragen. 1953 trat der BC Rothebusch unter dem damaligen Vorsitzenden Heinrich Nyenhaus der „Billard Interessengemeinschaft Groß-Oberhausen“ bei, die als Vorläufer des jetzigen Billardkreises Oberhausen (BKO) angesehen werden kann. (Zur Aufnahme in den Billardverband Niederrhein im Jahre 1991 s. Anlage II).

Nunmehr steht der Kampf um Punkte im Vordergrund: In einer Gaststätte, in der schon mal die Kellnerin mit dem Spieler einen Kampf um die beanspruchte Fläche auszutragen hatte, blieb dieser Sachverhalt nicht immer konfliktfrei. Ausgetragen wurden die Spiele nur innerhalb der Woche und nicht selten war die Partie erst zur Sperrstunde beendet. In den 1950er und 1960er Jahren waren es noch 15 – 20 Billardvereine in Oberhausen, die um Tabellenplätze kämpften. Zwar gab es in der Vereinsgeschichte mal immer wieder einige Erfolge zu vermelden, an einen über die 1. Kreisliga hinausgehenden Spielbetrieb war aber lange nicht zu denken. Wie sollte es auch anders sein: Spieler, die im Billardsport etwas erreichen wollten, wechselten zu leistungsstärkeren Vereinen. Aber auch Ausnahmen bestätigten die Regel, so sei der vierfache Deutsche Meister Kurt Dohrenbusch erwähnt, der unserem Verein bis zu seinem Tod im Jahre 1994 die Treue hielt.

Er gehörte zu denen, die den BC Rothebusch auch über den Wechsel zu anderen Vereinen und mit dem Erfolg nicht vergessen hatten. In den 60er Jahren konnte mit den Spielern Rinke, Kampschroer, Werno und Lüger ein Team mit einem Mannschafts-GD von knapp 7 gemeldet werden.

Das Schicksal vieler kleiner Vereine, die nicht selten im Laufe weniger Jahre mehrmals ihr Spiellokal wechseln mussten oder mit der Spielstätte sogar ihre Existenz verloren, blieb dem BC Rothebusch lange Zeit erspart.

Erst als im Jahre 1994 in der Gaststätte „Lüger“ ein griechisches Restaurant eröffnet wurde, hieß es Ausschau halten nach einem anderen Standort. Nach einem kurzen Intermezzo 1994/95 in Osterfeld für 8 Monate im Bistro „Tango“ an der Bottroper Straße 162 – 168 (neben dem jetzigen China-Restaurant) und für 1 Monat an der Michelstraße Nr. 21 (neben der Bahn) wechselte der Billardclub Rothebusch im Jahre 1995 zur Osterfelder Heide bei „Hampel“, Vestische Straße 117. Als dann im Jahre 2009 auch hier bei Ingeborg Jüttermann die Lichter ausgingen, wurde an der Kampstraße 1 ein eigenes Lokal, das „Cafe Cadre“, eröffnet. Hier verfügte der Verein zum ersten Mal über zwei kleine Tische. Aus finanziellen Gründen (die Miete und die Nebenkosten von insgesamt rd. € 700 pro Monat waren nicht mehr aufzubringen) wurde dort Ende November 2016 der Spielbetrieb eingestellt. Eine neue Bleibe wurde im Haus Wittekind (ab 2018: „TEB“), Wittekindstraße 47, gefunden.

Im Jahre 2014 wurde der Billardclub Rothebusch in das Vereinsregister des Amtsgerichts Duisburg eingetragen und trägt seitdem den Namen Billardclub Rothebusch 1941 e.V. Mit der Verpflichtung eines gemeinnützigen Vereins durfte die ehemalige satzungsgemäße „Geselligkeit“ nicht übernommen werden. Mit der Gemeinnützigkeit war dieser Vereinszweck Geschichte.

Durch den Wechsel in eine größere Spielstätte im gleichen Gebäude war es im Jahre 2018 erstmals möglich, 2 kleine und 2 große Billards aufzustellen.

Während der BC Rothebusch bislang ausschließlich im Kreis Oberhausen vertreten war, wird seitdem mit 2 oder auch 3 Mannschaften in der Landesliga und in der Saison 2020/2021 auch in der Oberliga Dreiband auf dem großen Brett gespielt. Nach dieser wegen der Corona-Pandemie abgesagten Saison wurde der BC Rothebusch 2021/2022 Oberligameister mit Monnissen, Wallerand, Gertzen und Pilarczyk und stieg damit (nach einem gewonnenen Relegationsspiel mit 5 Mannschaften) in die 2. Bundesliga auf. Es war ein dreimaliger Aufstieg mit insgesamt nur 6 Verlustpunkten.

Über das interne Vereinsleben ist zu berichten, dass in den 60er Jahren ein zweitägiges Freundschaftsspiel mit einer belgischen Mannschaft und einem anschließenden Turnier hier in Deutschland auf dem Plan stand. Später wurden Freundschaftsspiele gegen einen Bottroper Verein und auch Clubfahrten nach Bad Salzuflen oder Bad Neuenahr veranstaltet. Selbstverständlich werden auch jährliche Clubpokal-Meisterschaften ausgetragen. Aber auch ein trauriger Anlass gehört zu unserem Vereinsleben. Es war der Billardspieler Bernhard Schlautmann, der bei einem Spiel im Jahre 1979 einen Herzinfarkt erlitt. Selbst unser anwesendes Mitglied und angehender Arzt Manfred Sandford konnte hier nicht mehr helfen.

Wenn ein Verein die Jahrzehnte überdauert, so muss vorausgesetzt werden, dass sich immer wieder Personen gefunden haben, die bereit sind, die Vereinsarbeit ohne Eigennutz zu erledigen. Im Folgenden eine Aufstellung unserer Vorsitzenden:

1941 – 1962 abwechselnd Heinrich Tegethoff und Heinrich Nyenhaus im Wechsel

1962 – 1964 Heinz Lüger

1964 – 1976 Peter Werno

1976 – 1989 Gerhard Strehlke

1989 – 1993 Heinrich Lüger

1993 – 1995 Ralf Gräf

1995 – 2008 Günther Brandt

2008 – z.Zt. Heinrich Lüger

Zu den verdienten Personen gehört der langjährige Sportwart Josef Riesener. Als engagierter Billardsportler und Träger der silbernen Ehrennadel des DBB organisierte er 1962 die Durchführung der Weltmeisterschaft im Cadre 71/2 in der Stadthalle Oberhausen mit. Zu seinem 50jährigen Bestehen richtete der BC Rothebusch im Jahre 1991 die Deutsche Meisterschaft in der Disziplin Billard-Artistique aus. Spielort war der Waldhof im Revierpark Vonderort (s. auch Anlage IV). Die Veranstaltung wurde von den Mitgliedern Ralf Graef und Max Hahn in einem Videomitschnitt professionell dokumentiert und steht mittlerweile auf einem Stick zur Verfügung.

In all den Jahren gehörten dem Verein zwischen 20 und 40 Mitglieder an. Eine Statistik aller bislang rund 250 Mitglieder ist dieser Chronik beigefügt (Anlage V).

Voraussetzung für den Billardsport ist Ausgeglichenheit, Ruhe und Konzentration.

Ein verlorenes Spiel kann eigentlich nur folgende Gründe haben: die Kreide war zu feucht, die Bälle waren alt, das Tuch war abgespielt, der Tisch hängt, oder aber die vom Gegner abgestellten Lagen waren miserabel. Die unterschiedlichsten Charaktere der Billardsportler lassen es oft nicht zu, den Grund eines verlorenen Spiels sich selbst zuzuschreiben. Nervosität und Anspannung haben schon so manches Queue in Brennholz verwandelt.

Mit dem Verlust der „Eckkneipen“, in denen in der Regel ein Billard aufgestellt war, fehlt die breite Werbung für den Billardsport. Es wird immer komplizierter, Interessenten für diesen bis ins hohe Alter zu betreibenden Sport zu gewinnen.

Wie schwer es ist, Mitglieder zu werben, zeigte die letzte von uns im Jahre 2014 durchgeführte Werbeaktion, für die nur 2 Teilnehmer gewonnen werden konnten. Auch die Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Osterfeld im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften oder Billard-Vorführungen auf Stadtfesten zeigte nicht den erhofften Erfolg. Dennoch besteht die Hoffnung, denn die stirbt bekanntlich zuletzt, dass wir weiterhin aktive Spieler gewinnen können und ich wünsche dem BC Rothebusch noch eine lange Erfolgsgeschichte. Möge er immer engagierte Personen finden, die ihn durch schwere Zeiten führen.

Heinrich Lüger im Juli 2022